Der Versandhandel wächst seit Jahren rasant. Mit dem Corona-Lockdown wird diese Tendenz 2020 weiter verschärft. Welche Konsequenzen hat dies für die Logistik- und Transportbranche?
Corona-Lockdown als Wachstumstreiber des E-Commerce
13 Milliarden Franken werden Herr und Frau Schweizer laut aktuellen Prognosen im Jahr 2020 für Waren aus dem Internet ausgeben. Dies entspricht einer Zunahme von knapp drei Milliarden Schweizer Franken im Vergleich zum Vorjahr. Während der Versandhandel in den vergangenen Jahren jeweils um acht bis zehn Prozent wuchs, wird also im Coronajahr ein sprunghafter Anstieg um rund 30% verzeichnet.
Strukturwandel in Detailhandel und Logistik
In dieser Entwicklung ist eine klare Tendenz sichtbar: Anstatt in Geschäften vor Ort wird der Einkauf vermehrt bequem von zuhause aus erledigt. Dabei eröffnet sich ein neuer Markt. Die Transport- und Logistikfirmen übernehmen die Rolle des Auslieferers und bringen dem Kunden seinen Einkauf direkt an die Haustür. So verschiebt sich der Tätigkeitsbereich der Spedition aus dem Hintergrund vermehrt zum Endkunden. Während grosse Warentransporte in Geschäftsfilialen wegfallen, steigt die Menge an kleinen Sendungen, die an verschiedenste Orte verteilt werden müssen.
Auslieferung als entscheidender Faktor
Die Möglichkeit des Distanzkaufes verändert unsere Konsumgewohnheiten. Im analogen Markt sind wir meist Stammkunden einzelner Geschäfte und beschränken unsere Auswahl auf jene Produkte, die dort angeboten werden. Beim Online-Shopping allerdings können wir ganz ohne physische Anstrengung die Plattform wechseln und uns somit den Anbieter aussuchen, der unseren Bedürfnissen am besten entspricht. Eine Firma im Versandhandel ist folglich einem starken Wettbewerb ausgesetzt. Eines der wirkungsvollsten Verkaufsargumente ist dabei die schnelle und zuverlässige Lieferung. Die Logistik spielt in diesem Wirtschaftszweig demnach eine entscheidende Rolle.
Logistik im Lockdown
Trotz der wachsenden Wichtigkeit des Transportsektors für den Endkunden: Die Coronakrise stellt auch diese Branche vor grosse Herausforderungen. Logistik und Transport sind immer direkt von der Konsumentenstimmung in einer Volkswirtschaft abhängig. Wird viel konsumiert, muss auch geliefert werden. Bleiben Einkäufe jedoch weitgehend aus, liegt die Transportbranche brach. Daher bleiben die grossen Player im Transport- und Logistikwesen mit ihren Prognosen vorsichtig. Die angebrochene Rezession wird sie nicht verschonen, obwohl der Versandhandel stetig wächst. Der globale Handel bleibt weiterhin instabil, sodass insbesondere international tätige Schweizer Unternehmen mit Schwankungen und Einbussen rechnen müssen.
Gleichzeitig bietet sich in dieser Krise die Chance, den Fokus auf den inländischen Versandhandel zu legen. Wer es heute versteht, der Paketflut mit Innovation und neuen Strategien zu begegnen, kann sich eine führende Stellung in einem stark wachsenden Sektor sichern.