Big Data wird immer mehr zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor für Unternehmen jeder Größe. Im Einkauf steht die intelligente Analyse und Interpretation riesiger Datenmengen allerdings noch am Anfang.
Zwar ist mehr als jeder zweite Einkaufs- und Supply-Chain-Manager davon überzeugt, dass Big Data bis 2025 zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für sein Unternehmen wird. Doch bisher haben die meisten noch kein klares Ziel, wie sie den Megatrend zum eigenen Vorteil ausbauen können. Das ergab eine Befragung von 75 europäischen Einkaufschefs durch die Strategieberatung Oliver Wyman in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Die Studie zeigt die wichtigsten Erfolgsfaktoren und Herausforderungen von Big Data und Advanced Analytics im Einkauf und Supply Chain Management (SCM).
Die Zukunft wird von Big Data dominiert - in vielen Bereichen hat die Revolution bereits begonnen. Schließlich erhöhen sich Masse, Umfang und Tiefe der verfügbaren Daten drastisch. Bisher nutzt das Gros der Unternehmen jedoch vor allem traditionelle Daten (Small Data), die strukturiert und klar definiert sind sowie ein überschaubares Volumen aufweisen. Dagegen ist Big Data gekennzeichnet durch grosse, komplexe, sehr variable und schwach strukturierte Datensätze. "Die intelligente Analyse und Interpretation von grossen Datenmengen sowie die Fähigkeit, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, spielt eine entscheidende Rolle für den künftigen Geschäftserfolg", erklärt Christian Heiss, Partner und Einkaufsexperte bei Oliver Wyman.
Zwar haben auch die Einkaufsmanager dieses Potenzial bereits erkannt, doch die Umsetzung steht noch am Anfang. Für 55 Prozent der Befragten ist Big Data für ein erfolgreiches Weiterbestehen am Markt im Jahr 2025 nicht mehr wegzudenken. Bei der Einschätzung spielt jedoch die Grösse des Unternehmens eine wichtige Rolle. So halten 73 Prozent der Befragten aus Grosskonzernen mit mehr als eine Milliarde Franken Umsatz Big Data für absolut erfolgsentscheidend. Bei Unternehmen zwischen 100 Millionen Euro und eine Milliarde Franken Umsatz sind es noch 58 Prozent, in der Umsatzklasse weniger als 100 Millionen Franken dagegen lediglich 43 Prozent. "Die Vorteile von Big Data im Einkauf liegen vor allem in Verbesserungen des Risikomanagements, der Lieferantenforschung, der vorausschauenden Beschaffung sowie der Preis- und Kostenmodellierung", betont BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Silvius Grobosch.
Doch Wunsch und Wirklichkeit klaffen noch weit auseinander. Bisher erfüllen nur vier Prozent der befragten Unternehmen alle notwendigen Voraussetzungen, um Big-Data-Kompetenzen im Einkauf zu entwickeln. Lediglich 21 Prozent haben ein klares Ziel oder eine Vision, nur elf Prozent einen konkreten Umsetzungsplan
(An der Befragung nahmen 75 Führungskräfte aus dem Einkauf europäischer Unternehmen teil. Die Befragung fand im Zeitraum April bis Mai 2018 statt.)