Schneller, präziser, günstiger – Unter dieser Prämisse hat die Stöcklin Logistik AG eine Lösung für die automatische Kommissionierung von Obst und Gemüse entwickelt. Über die Automatikanlage werden sowohl Ein- als auch Mehrweg-Gebinde in nur einem Prozessdurchlauf und ohne Geräte-Wechsel von Artikel- auf Filial-Paletten geführt. Eine Vielzahl personalintensiver Einzelschritte entfällt und es ist keine aufwändige Zwischenlagerung erforderlich. Ein weiterer Vorteil dieses kompakten, skalierbaren Systems sind überschaubare Kosten in Verbindung mit geringem Platzbedarf.
Das Handling von Frische-Waren wie Obst und Gemüse ist mühsam und unterliegt zudem strengen zeitlichen Restriktionen. Die Produkte müssen schnellstmöglich von den Zulieferern in die Verantwortung der Verteiler übergeben werden. Hierbei kommen Mehrweg-Gebinde aus Kunststoff, Klappboxen (IFCO, EPS) und überwiegend Kartons umfassende Einweg-Gebinde zum Einsatz. Angesichts der mit rund 300 bis 600 verschiedenen Artikeln vergleichsweise geringen Sortimentsbreite sind automatisierte Kommissionier-Anlagen in diesem Segment bislang nur selten anzutreffen. Auch rechnet sich die Investition in komplexe Systemlösungen, wie sie im Retail-Sektor vorzufinden sind, nicht.
Innovationsleistung wie vom Markt verlangt
„Dennoch ist die Automatisierung der Kommissionierung bei vielen Produzenten und Betreibern von Verteilzentren ein dringendes Anliegen“, sagt Lothar Käufler, Leiter Entwicklung im Geschäftsbereich Anlagen bei der Stöcklin Logistik AG. „Unsere Expertenteams waren daher aufgefordert, neue Konzepte umsetzen, die einfach ausgelegt sind, nur wenige serielle Teilschritte enthalten und bis dato existierende Hürden für eine Automation, wie etwa offene und verschiedene Gebinde-Typen, aufheben. Auch der Platzbedarf musste deutlich verkleinert werden und die Investition sollte für den Kunden tragbar sein.“
Variierende Anforderungen über eine Anlage abgedeckt
Das neue, auf der LogiMAT 2020 vorgestellte Kommissionier-System bedient diese Ansprüche. Ab sofort können alle gebräuchlichen Gebinde erstmals ohne Gerätewechsel in einem beliebigen Mix automatisiert, depalettiert, transportiert und palettiert werden. Mehrfaches Greifen sowie weitere Prozessschritte, wie etwa das separate Entstapeln und Vereinzeln oder das Handling von Trays, die zum Beispiel bei Zwischenschaltung eines Shuttle-Lagers erforderlich sind, entfallen komplett. Dank der vereinfachten Strukturen ist die Picklösung zudem wesentlich kostengünstiger als herkömmliche Anlagen und lässt sich mit minimalem Anpassungsaufwand in bestehende Logistikimmobilien integrieren.
Selektive Entnahme und direkte Weiterführung
Mit den Gebinde-Grundformaten 400x600 mm bzw. 400x300 mm ist das Kommissionier-System für die Abwicklung von Obst und Gemüse ausgelegt. Es lässt sich bei minimaler Variation aber auch für Fleisch- und Milch-Produkte nutzen. Über den I-Punkt vereinnahmte Artikel-Paletten werden kurzzeitig in Regalen zwischengepuffert. Ein gleichfalls neu entwickelter Depalettierer entnimmt dort die vorgesehene Anzahl an Gebinden, die im Anschluss direkt vereinzelt auf Wegführbändern weitertransportiert werden. Die angebrochene Artikel-Palette verbleibt an ihrem Platz bis zur nächsten Gebinde-Entnahme. Für den intelligent gesteuerten Depalettierer, der ein wesentlicher Bestandteil des Systems ist, sind bereits technische Schutzrechte angemeldet worden.
Vorstapeln, Sequenzieren und Palettieren
Bei der Depalettierung ist eine schonende Handhabung sichergestellt. Von Relevanz ist dies speziell bei Einweg-Gebinden mit Zentrierlaschen, die beim Stapeln gleichartiger Gebinde erneut genutzt werden, um stabile, filialgerechte Mix-Paletten zu formen. Diese Vorstapelung wird direkt im Anschluss an die Depalettierung vorgenommen. Ohne jegliche Verzögerung erfolgt die Weiterführung zum der Palettier-Station vorgeschalteten Sequenzer, der für eine korrekte Palettier-Reihenfolge sorgt. Der 3-Achs-Portal-Roboter wurde mit einem Universal-Greifer bestückt, der sämtliche Gebinde-Typen inklusive Gebinde-Türme sicher greift und punktgenau auf den Filial-Paletten absetzt. Diese werden abschließend gewickelt und ausgezeichnet. Für Kunden mit einer Vielzahl identischer Produkte auf einer Filial-Palette wurde parallel die Möglichkeit geschaffen, Negativ-Paletten zu bilden und direkt dem Palettierer zuzuführen.
Zukunftssichere Kerntechnologien
„Dank des überschaubaren Anlagenlayouts lassen sich auf vergleichsweise geringer Fläche praktisch alle Gebinde-Sorten innerhalb kürzester Zeit vollautomatisch verarbeiten“, fasst Lothar Käufler zusammen. „Das neue Kommissionier-System für Frischewaren ist redundant ausgelegt und gewährleistet dank modernster Transporttechnologien gleichzeitig, dass die Verpackungen und Ladungsträger ohne jegliche Beschädigung durchgeschleust werden können.“