1.3 Millionen Menschen in der Schweiz sind über längere Zeit gesundheitsschädlicher Lärmbelastung ausgesetzt. Ein Problem, das auf verschiedenen Ebenen angepackt werden kann.
Mehr als nur ein Störfaktor
Im Hochsommer nachts bei offenem Fenster schlafen oder in Ruhe auf dem Balkon zu Mittag essen – für viele Menschen in unserem Land ist dies nicht möglich. Sie wohnen in der Nähe einer vielbefahrenen Strasse und sind deren Lärm rund um die Uhr ausgesetzt.
Bis zu einem gewissen Grad ist Lärmbelästigung ein natürlicher Bestandteil unseres Zusammenlebens, mit dem man sich arrangieren muss. Diverse Studien zeigen allerdings auf, dass chronisch erhöhte Lärmbelastung ernstzunehmende gesundheitliche Folgen haben kann. Insbesondere nächtliche Ruhestörung führt zu Stressreaktionen und beeinträchtigt die Schlafqualität. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen werden durch Lärm begünstigt.
Lärm ist nicht gleich Lärm
In unserem Alltag erleben wir verschiedenste Arten von Lärm, also Geräuschen, die wir als störend empfinden. Schreiende Kinder, ein Presslufthammer oder der Staubsauger des Nachbarn: Jeder Mensch nimmt andere Eindrücke als störend wahr. Daher lässt sich Lärm auch nicht allgemeingültig definieren. Reduziert auf die physische Grösse Schall ist er allerdings messbar.
Kombiniert man die subjektive Wirkung verschiedener Geräusche und deren Lautstärkepegel über die Zeit, ist die grösste Lärmquelle in der Schweiz schnell identifiziert: der Verkehr. Dabei betreffen Bahn- und Flugverkehr einzelne Personengruppen besonders intensiv, sie sind aber nicht flächendeckend schädlich. Im Gegensatz dazu tangiert der Strassenverkehr die Mehrheit der Schweizer Wohnbevölkerung.
Bauliche Massnahmen bleiben notwendig
Mit geschickter Raumplanung, mit Regulierungen und Grenzwerten lässt sich die Lärmbelastung vielerorts reduzieren. Vollständig eliminieren kann man die unangenehme Geräuschkulisse jedoch meist nicht. So bleibt uns die Symptombekämpfung. Der Lärm besteht zwar, er soll uns aber in unserem Alltag nicht beeinträchtigen. Diese Präventionsarbeit beginnt bereits beim Bau von Wohnsiedlungen und Bürokomplexen.
An einem lärmbelasteten Standort kann durch intelligente Bauphysik und Architektur dennoch ein angenehm ruhiger Arbeitsplatz entstehen. Dazu sind in der Planungsphase detaillierte Simulationen und Berechnungen notwendig, auch ein Monitoring-System ist in gewissen Fällen sinnvoll. Bei bestehenden Gebäuden werden oft Schallschutzfenster eingebaut. Sie schützen Innenräume vor hohen Lärmbelastungen, ohne dass die Substanz eines Bauwerks nachträglich bearbeitet werden muss.
„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“, sagte man mir früher. Dieses Prinzip gilt auch für den Lärm: Wir können ihn als Einzelpersonen oder KMU nicht verhindern, wir können uns aber mit den passenden Partnern gegen ihn ausrüsten.
Mit baulichen Massnahmen ist auf diese Art ein effizienter Lärmschutz für Innenräume möglich.