In der Schweiz stehen 75'323 Wohnungen leer. Das ist wie wenn praktisch die ganze Stadt Bern leer stünde. Während der Mieterverband noch immer eine Wohnungsnot beklagt, hat die Schweizerische Bankiervereinigung auf Druck des Bundes hin die Selbstregulierung zur Finanzierung von Mehrfamilienhäusern verschärft. Wer heute immer noch von Wohnungsnot spricht, verkennt die Realität.
(HEV Schweiz)
Das Bundesamt für Statistik hat die Wohnungen gezählt, die am 1. Juni 2019 leer standen. Der Leerstand betrug am Stichtag 1.66% des Gesamtwohnungsbestands oder 75'323 Wohnungen. Das ist, wie wenn die ganze Stadt Bern leer stünde. Im Vergleich zum Vorjahr standen damit 3'029 Wohnungen mehr leer, was einem Anstieg von 4.2% entspricht. Damit hält der vor zehn Jahren eingesetzte Anstieg der Leerwohnungsziffer an. So hoch war der Wohnungsleerstand seit über 20 Jahren nicht mehr.
Vor allem Mietwohnungen stehen leer
Dabei sind es längst nicht mehr nur die peripheren Gebiete, in denen Wohnungen leer stehen. Besonders hohe Leerstände finden sich in den Kantonen Solothurn, Aargau, Wallis und Jura. Die Leerstände treffen vor allem das Segment der Mietwohnungen. Die CS hat berechnet, dass der Leerstand bei Mietwohnungen sich auf 2.65% belaufen dürfte. Ein wichtiger Grund dafür sind die tiefen Zinsen: für viele Anleger ist es trotz Leerständen und sinkenden Mieten immer noch lukrativer, in Mehrfamilienhäuser zu investieren, statt ihr Geld anderweitig anzulegen. Während grosse Anleger wie beispielsweise Pensionskassen einen gewissen Leerstand gut verkraften können, ja sogar aktiv einkalkulieren, ist das Leerstandsrisiko für Privatpersonen, die nur wenige Wohnungen besitzen, deutlich gefährlicher.