In der Woche vom 8. bis 13. September hätten in Bern die SwissSkills 2020 stattfinden sollen. Wegen des Coronavirus musste dieser Event auf Herbst 2022 verschoben werden. Trotz allem finden Berufsmeisterschaften statt, dezentral organisiert im Format der SwissSkills Championships.
Berufsverbände trotzen der Pandemie
Sie hätten ein Grossevent werden sollen, die SwissSkills 2020. Hunderte von jungen Berufsleuten hätten in 83 Meisterschaften um den Titel des Schweizer Meisters gekämpft. In einer dritten Ausgabe, nach 2014 und 2018, hätte man das duale Bildungssystem gefeiert und ihm und seinen Aushängeschildern eine spezielle Plattform gegeben.
Nun bleibt das Bernexpo-Gelände leer. Die rund 120'000 erwarteten Besucher dürfen dem Spektakel nicht beiwohnen, denn die Meisterschaften wurden um zwei Jahre verschoben. Für 700 Teilnehmende und 250 Experten fällt der Anlass dennoch nicht ganz ins Wasser. 29 Berufsverbände nahmen die Herausforderung an und organisierten eigene Meisterschaften, die nun unter dem Dach der Swiss Skills Championships 2020 zusammenkommen. Darin messen sich die besten jungen Berufsleute aus 60 Lehrberufen dezentral, an 30 separaten Veranstaltungsorten im gesamten Land. Ein Drittel dieser Wettkämpfe findet im ursprünglichen Zeitfenster der SwissSkills statt, das nun vor der Tür steht. Dies ermöglicht es den Berufsverbänden, ihre Delegierten für die EuroSkills 2021 in Graz und die WorldSkills 2021 in Shanghai zu ermitteln.
Vom Lehrling zum Weltmeister
Das Konzept der SwissSkills ist denkbar einfach. Ambitionierte Lehrlinge und junge Arbeitskräfte messen sich an Berufsmeisterschaften mit den Kollegen des gleichen Lehrberufes. Es wird ein vielschichtiger Auftrag erledigt, an dem die Talente einerseits zeigen, was sie in der Ausbildung gelernt haben. Andererseits ist auch Kreativität und Eigeninitiative gefragt, um die kritischen Experten vom eigenen Können zu überzeugen. Aus der Gruppe von Kandidaten, die vorgängig vom Berufsverband selektioniert wurden, wird an den Wettkampftagen der Schweizer Meister ermittelt. Dieser qualifiziert sich damit unter Umständen für internationale Berufsmeisterschaften.
Format mit Tradition und Zukunft
Es liegt beinahe in der DNA der Schweiz, sich in Fragen der beruflichen Fachkompetenz aneinander zu messen. Im Jahr 1953 schickte unser Land erstmals eine kleine Delegation von Berufsleuten an einen internationalen Wettbewerb. In der Folge wuchs das Interesse, es fanden gar WorldSkills, also Berufsweltmeisterschaften, in St. Gallen statt. Nach der Umbenennung der nationalen Berufsmeisterschaften in SwissSkills 2009 wurden im Jahr 2014 die ersten zentralen SwissSkills ausgetragen. Das Format hat sich in kürzester Zeit etabliert und ist aus dem Alltag von Lehrlingen, Ausbildungsbetrieben und Branchenverbänden nicht mehr wegzudenken.
Der Nutzen der SwissSkills ist vielschichtig. In erster Linie geht es den Organisatoren darum, Berufsleute zur Exzellenz zu motivieren. Die Ausübung eines Berufes soll mehr sein als ein Erwerb, soll mit Leidenschaft und Streben nach Fortschritt verbunden sein. Mit den SwissSkills-Teilnehmenden als Vorbild sollen Schülerinnern und Schüler in der Phase der Berufswahl die Attraktivität und die vielfältigen Möglichkeiten erkennen, die eine Berufslehre in der Schweiz bietet. Dem dualen Bildungssystem wird so eine prominente Plattform geboten; auch international präsentiert sich die Schweiz mit ihrem Vorzeigemodell.
Dass auch dieses Jahr eine originelle und innovative Form der Berufsmeisterschaften stattfinden kann, ist den verschiedenen Schweizer Berufsverbänden zu verdanken. Dank ihrer Flexibilität dürfen wir uns auf zahlreiche spannende Wettkämpfe im Rahmen der SwissSkills Championships 2020 freuen.